Veruntreute Fördermittel für das Momo-Langfilmprojekt
Im vergangenen Jahr mussten wir die Hoffnung aufgeben, den Langfilm über die Hintergründe der Geschichte Momo so zu verwirklichen wie wir es bisher geplant hatten. Die gemeinnützige Stiftung, die unsere Fördergelder für das Crowdfunding des Filmes treuhänderisch aufbewahrt hatte, ist seit Ende 2017 insolvent. Nach mehreren Rettungsversuchen mussten wir akzeptieren, dass diese Mittel unwiederbringlich veruntreut sind. Das hat uns schockiert und viel Zeit und Kraft gekostet.
Grundlegend entmutigen lassen wir uns jedoch nicht, denn gerade durch dieses Erlebnis, durch die vielen Vorführungen und Workshops mit 40 Jahre Momo und vor allem in unserem persönlichen Leben zeigt sich immer wieder, wie aktuell und real die Hintergründe sind, die Michael Ende in Momo eingeflochten hat und wie hilfreich das Verständnis dieser Zusammenhänge für die Gesellschaft und für jeden Einzelnen sein kann.
Mit Gedanken an Beppos Ausdauer und Beharrlichkeit denken wir nun darüber nach, ob unser nächster Besenstrich 50 Jahre Momo – Ein Märchen wird erwachsen sein könnte, denn dieses Jubiläum wird Momo in vier Jahren (2023) feiern. Dazu sind wir mit ersten möglichen Partnern im Gespräch.
Natürlich begleiten uns die Fragen rund um die Geschichte Momo immer weiter und wir arbeiten mit Workshops und Kurzfilm-Portraits daran, Momos Themen gesellschaftliche Aufmerksamkeit zu verschaffen. Und wer weiß – vielleicht entsteht dabei ja auch schon die ein oder andere Aufnahme für 50 Jahre Momo.
Liebe Hanni, lieber Oliver,
wir haben uns bei einer Feier anlässlich des einjährigen Gedenkens an Margrit Kennedy kennengelernt. Das nur als Vorbemerkung, damit ihr euch vielleicht schwach erinnern könnt, wer hier zu euch “spricht”.
Abgesehen davon, dass ich vermuten muss, dass in dieser kleinen Erklärung für eure unfreiwillige Pause doch wohl ein Formulierungsfehler steckt, weil ich nicht glauben kann, dass tatsächlich nur die Mittel FÜR das Crowdfunding verloren sind, sondern wohl eher die Sammelergebnisse des bereits stattgefundenen Crowdfundings, fällt es schwer, einen Kommentar zu schreiben, wenn man gar nicht weiß, welchen Fehler ihr gemacht habt.
Habt ihr tatsächlich das Geld für den Film jemandem (einer kleinen Organisation) zur freien Verfügung überlassen und nur mit dem Versprechen, es bei Bedarf dann auch herauszugeben? Wieviel muss man denn für einen solchen Film veranschlagen und was wollt ihr jetzt tun, um wieder an Geld zu kommen?
Ein Sperrkonto würde ich schon mal vorschlagen. Es gibt doch auch beim Crowdfunding Verfahren, beispielsweise das gesammelte Geld so lange nicht dem Sammler zur Verfügung zu stellen, wie er nicht den Nachweis des konkreten Beginns des geplanten Projektes vorlegt.
Na gut, jetzt schlau zu sein ist eher leicht, aber irgendwie braucht ihr doch jetzt mehr als nur die Absicht bis 2023 einen neuen Film vorzulegen.
Ganz herzliche Grüße
Ralf
Lieber Ralf Liebers,
tatsächlich wurden uns nicht gesammelte Mittel AUS dem Crowdfunding, sondern die Fördermittel FÜR das Crowdfunding veruntreut. Ein solches Crowdfunding ist sehr aufwändig und dauert mit Vorbereitung mehrere Monate, währed denen das Team ja auch leben und Miete bezahlen muss. Margrits Stiftung hatte uns dafür Fördergelder bereitgestellt, die wir aber nicht selbst aufbewahren konnten, da dafür eine gemeinnützige Körperschaft Voraussetzung war. Die Zahlungen für das Momo-Projekt liefen bereits seit einigen Jahren reibungslos über die besagte gemeinnützige Stiftung (deren Namen ich hier nicht nennen möchte) und so wurden die Fördermittel dorthin überwiesen. Als wir nach einigen Monaten mit den Vorbereitungen für das Crowdfunding beginnen wollten, waren Stiftung und Inhaber für niemanden mehr zu erreichen, nicht einmal für die Stiftungsaufsicht. Nach einem Dreiviertel Jahr Suche nach dem Verantwortlichen, der untergetaucht war, stellte sich heraus, dass die Siftung insolvent war – und unsere Gelder verloren.
Für das Crowdfunding hatten sich schon vorher ein paar erschwerende Umstände ergeben und durch diese Nachricht ist dann erstmal Ruhe in das Langfilm-Projekt eingekehrt.
Auch Momo musste ja nach Ihrem Besuch bei Meister Hora ein Jahr und ein Tag schlafen um die richtigen Worte zu finden.
Auf eine Weise war die darauffolgende Zeit tatächlich wie ein Winterschlaf, in dem sich das Projekt dennoch vor allem innerlich weiterentwickelt hat. 40 Jahre Momo wurde immer wieder zu Vorführungen eingeladen und es sind viele Workshop-Konzepte und Events entstanden und umgesetzt worden. Momo hat beim Schweizer Volkesentscheid zur Vollgeld-Initiative gewirkt (Der lancierende Verein heißt übrigens Monetäre Modernisierung – Abgekürzt MoMo) und Michael Ende und Momo haben bei einer Tagung im Duttweiler Institut zu dem Thema sogar die Aufmerksamkeit eines amerikanischen Regierungsberaters erregt.
In dieser Zeit ist auch das Bildungsprojekt “morpheus” (Kurzbeschreibung) entstanden, das mittlerweile auf rege Resonanz stößt. Und seit etwa einem halben Jahr kommt mit neuen Verbindungen auch wieder neue kreative Energie in die Projekte rund um Momo, die sich auch in den entstehenden neuen Medien zeigt.
Es passiert also ohnehin viel und für 50 Jahre Momo ist jetzt – vier Jahre vorher – eine gute Zeit um mit den ersten Schritten zu beginnen.
Herzliche Grüße, Oliver Sachs
Lieber Ralf Liebers,
ich hatte noch vergessen auf die Frage zu antworten welches Budget wir für den Film veranschlagen.
Für einen kinotauglichen Film von 90 Minuten kann man je nach Aufwand ein Budget von 180.000 bis 250.000 Euro veranschlagen.
Natürlich geht es auch mit mehr oder mit weniger Geld, je nach weiterer Unterstützung nicht finanzieller Art wie beispielsweise Übernachtungen an Drehorten usw.
Herzliche Grüße,
Oliver Sachs